Curral das Freiras

Curral das Freiras – alles Kastanien!

Curral das Freiras (Nonnental) liegt im Zentrum der Insel, eingebettet zwischen hohen Bergen. Madeiras höchster Berg, der Pico Ruivo, liegt ca. 3,2 km Luftlinie (!) entfernt nordöstlich des Ortes.

Das Tal bildete sich über Millionen von Jahren durch vulkanische Aktivitäten und zahllose Naturereignisse wie Wassererosion, Erdrutsche und Felsabstürze – und der Prozess ist noch nicht abgeschlossen. Die Dynamik der Landschaft ist nach wie vor erkennbar, denn nach heftigen Regenfällen kommt es immer wieder zu Erdstürzen, die die Zufahrtswege zu einzelnen Teilen des Ortes versperren.

Das Nonnental ist einer der malerischsten Orte Madeiras und hieß ursprünglich Curral da Serra. Wegen der fruchtbaren Böden und der idealen Sonnenausrichtung gab und gibt es üppige Weiden, auf denen sich Wollrinder und Ziegen wohlfühlen. Hier lebten ursprünglich Nomaden und Hirten; Sklaven flüchteten hierher, um sich zu verstecken.
Sie waren die ersten, die dort kleine Häuser bauten und seit dem 15. Jahrhundert gab es dann dauerhafte Besiedelung. Weitere Menschen folgten, obwohl die Region immer noch sehr unterentwickelt war.

Gegen Ende des 15. Jahrhunderts wurde das Land zum Eigentum der Nonnen des Klosters Santa Clara in Funchal. Aus dieser Zeit stammt auch der Name Curral das Freiras („Pferch der Nonnen“). In der Mitte des 16. Jahrhunderts (1566) sollen sie von Funchal über einen geheimen Wanderpfad hierhergekommen sein, um sich und das Klostervermögen in dem Tal vor französischen Seeräubern zu verbergen. Curral das Freiras ist einer der wenigen Orte auf der Insel, der zwischen den Bergen versteckt liegt und vom Meer aus nicht sichtbar ist.

Fahrt nach Curral das Freiras

Schon die Fahrt hinein ins Nonnental war bis vor nicht allzu langer Zeit ein kleines Abenteuer! Der ursprünglich einzige befahrbare Weg zum Dorf wurde im Jahr 1959 angelegt und verläuft sehr kurvig entlang der Flanken steiler Berge, begleitet von tiefen Abgründen.
Seit dem Juni 2004 gewährleistet ein Tunnel die sichere Zufahrt nach Curral das Freiras. Mittlerweile ist diese alte Straße für den Verkehr gesperrt und kann auf eigene Gefahr als Wanderweg begangen werden.

Durch die geographische Isolation lebten und leben die Menschen immer noch von dem, was sie selbst anbauen, dabei liegt der Schwerpunkt auf Gartenbau. Während heute Kastanien und Kirschen die wichtigsten Einkommensquellen sind, füllten früher Walnüsse, Zitronen, Orangen, Kirschen, Apfelwein, Sauerkirschen und etwas Wein die Kasse des Klosters Santa Clara.

Die hiesigen Edelkastanien sind übrigens köstlich und werden gerne in der Alltagsküche, beispielsweise in Suppen, Backwaren und zur Herstellung eines Likörs verwendet. Ginja ist ein lokaler Likör und wird aus Kirschen oder Kastanien hergestellt und ist ebenfalls eine Spezialität dieser entlegenen Gegend. 

Seltene Vögel

Rings um Curral das Freiras herum gibt es fantastische Aussichtspunkte, die den Ort wie eine Miniatur aussehen lassen, wie etwa Eira do Serrado, Boca dos Namorados, Boca da Corrida oder Montado do Paredão.

Und während Dein Blick in Richtung Pico Ruivo schweift, wird Dir bewusst, wie wichtig der Schutz dieses Lebensraums für die Natur ist: In diesem Bergmassiv lebt auch der endemische Madeira-Nonnenvogel Pterodroma madeira. Er ist einer der seltensten Seevögel der Erde und galt bis Ende der 1960er Jahre als ausgestorben. Die weltweite Population beträgt lediglich 65 bis 80 Paare und das Nistgebiet ist auf das östliche Bergmassiv beschränkt, genauer gesagt auf kleine Ebenen über 1600 Metern Höhe zwischen Pico do Areeiro und Pico Ruivo. Ihren Namen verdanken diese Vögel wahrscheinlich ihrem Gesang, der in den Ohren der Hirten der Curral-Berge wie ein Nonnen-Chor geklungen haben dürfte.

Eira do Serrado

Auf 1095 Metern Höhe liegt Eira da Serrado mit dem gleichnamigen 4-Sterne-Hotel.
Vom Hotel aus erreicht man nach einer kurzen Wanderung (ca. 7-10 Minuten) das „Adlernest“. Von dort hast Du einen atemberaubenden Blick auf das Nonnental und das Tal der Ribeira dos Socorridos in Richtung Câmara de Lobos. Dieser Blick aus der Vogelperspektive zeigt Dir auch eindrucksvoll, wie sich Naturelemente wie z. B. Regen auf eine Landschaft auswirken und diese formen.

Von Eira do Serrado aus kannst Du auch auf gepflasterten „Ochsenstufen“ hinunter wandern nach Curral das Freiras. Für den Ort hat dieser Weg eine historisch wichtige Vergangenheit, denn er war mehrere Jahrhunderte lang einer der Hauptzugänge. Erst im Jahr 1959 verlor diese Route mit der Errichtung der ersten Straßenanbindung an das Stadtzentrum an Bedeutung. Dabei läufst du streckenweise durch den Wald. Vorbei an Eukalyptus-, Kastanien- und Walnussbäumen führt der Weg hinunter. Die Strecke ist ca. 6 Kilometer lang und verläuft über 400 Höhenmeter. Der Zeitbedarf liegt bei etwa 3 Stunden.

Die Poços

Auf Madeira bezeichnet der Begriff „Poço“ ein natürliches Schwimmbecken, entstanden durch vulkanische Aktivitäten (z. B. in Porto Moniz) oder durch aufgestaute Flussläufe (im Inselinnern). Riesige, durch Geröll glattpolierte Flusskiesel säumen diese Poços und bilden auf diese Weise natürliche Bade-Pools.

Auch in Curral das Freiras gibt es zwei „Poços“, die zum Baden einladen. Der Tradition folgend, werden jedes Jahr in verschiedenen Teilen der Gemeinde neue Pools angelegt.
Hier ist die Lage der nachfolgend beschriebenen Pocos: https://bit.ly/pocos-in-curral

Poço dos Chefes

Ein natürlicher, fluvialer Pool im Süden von Curral das Freiras, der durch den Wasserlauf der Ribeira dos Socorridos gespeist wird.
Der Poço dos Chefes entsteht, wenn bei geringem Wasserstand und an warmen Tagen von Einheimischen ein Damm errichtet wird. Dadurch wird ein natürlicher Pool geschaffen, der sich ideal zum Baden und Abkühlen eignet.
Für die Einheimischen stellt dieser Pool nicht nur einen Ort der Erholung dar, sondern er bietet zudem eine willkommene Möglichkeit, inmitten der oft rauen, bergigen Landschaft Madeiras im klaren Wasser zu schwimmen.

Poço da Ponte (Poço do Fantelho)

Im Norden von Curral das Freiras bietet dieser natürliche „Badeplatz“ eine weitere Gelegenheiten für Einheimische und Besucher, das erfrischende Wasser des Flusslaufs zu nutzen. Die leichte Zugänglichkeit und die familienfreundliche Atmosphäre machen diesen Orte besonders attraktiv.

Mit dem Bus: Linie 81 Horários (Fahrten über Fajã dos Cardos)

Levadas

Zu den bemerkenswertesten Wasserläufen zählt die Levada do Piornais, die São Martinho bewässert. Die Levada do Curral und Castelejo sowie die Levada Nova de Câmara de Lobos, die einen großen Teil der Gemeinde Câmara de Lobos bewässert.
Die Levada da Velha sollte dazu dienen, Wasser nach Estreito, Quinta Grande und Campanário zu leiten. Sie wurde jedoch nie fertiggestellt. Ihr Name gründet auf der Legende, dass eine reiche alte Frau die Urheberin dieses Bauvorhabens gewesen sei.
Überreste der Levada da Velha befinden sich am Westhang von Curral das Freiras und sind vom Aussichtspunkt Eira do Serrado aus sichtbar.

Religiöse Stätten

Die Kirche von Nossa Senhora do Livramento

Die Kirche „Nossa Senhora do Livramento“ wurde Anfang des 19. Jahrhunderts errichtet und ist das einzige historische Erbe des Ortes. Sie wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts grundlegend umgebaut und Seitenaltäre errichtet.

Kapelle zu Ehren des Heiligen Antonius

Die Kapelle zu Ehren des Heiligen Antonius, die um 1644 erbaut wurde, existiert heute nicht mehr. Diese Kapelle war Hauptsitz der Pfarrei Curral das Freiras, als diese im März 1790 gegründet wurde. Sie behielt diese Funktion bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts, als die heutige Kirche errichtet wurde.

Feste und Veranstaltungen

Das Kastanienfest, das Anfang November gefeiert wird, lockt jedes Jahr Tausende von Menschen nach Curral das Freiras. Hier locken Stände mit aus Kastanien hergestellten kulinarischen Spezialitäten, Kastanienkuchen, Kastanienlikör, Kastaniensuppe oder Kastanienbrot.

Eine Kochshow der etwas anderen Art findet jährlich Mitte Mai statt: die Brigalhó-Ausstellung, die einen Monat lang von der Casa do Povo do Curral das Freiras veranstaltet wird.
Brigalhó ist die Knolle einer in Makaronesien endemischen Pflanze (Arum italicum ssp. canariensis), die auf Madeira, den Azoren und den Kanarischen Inseln in feuchten und schattigen Gebieten vorkommt. Die Verwendung dieser Yamswurzel-ähnlichen Knolle verweist auf Zeiten extremer Nahrungsmittelknappheit.
Für die Verwendung ist eine Kochzeit von etwa 24 Stunden erforderlich. Die Ernte erfolgt zwischen April und Juni und ihr gebührt die Ehre einer Ausstellung,

Zu Ehren der Schutzpatronin Nossa Senhora do Livramento findet in Curral das Freiras jährlich am letzten Sonntag im August ein großes Fest statt.

Fazit

Curral das Freiras, das abgeschiedene „Nonnental“ im Herzen Madeiras, beeindruckt mit seiner spektakulären Lage zwischen steilen Bergen und seiner natürlichen Umgebung. Einst ein Zufluchtsort für Nonnen des Klosters Santa Clara, hat sich der Ort seine Ursprünglichkeit bewahrt. Heute ist er bekannt für seine hochgelegenen Aussichtspunkte, traditionelle Kastanienspezialitäten und malerische Wanderwege. Die enge Verbindung zur Natur und die abgeschiedene Atmosphäre machen Curral das Freiras zu einem besonderen Erlebnis für Besucher. Wer das authentische Madeira entdecken will, findet hier den richtigen Ort.


Curral das Freiras ist ab Funchal mit dem Bus erreichbar.
Du steigst an der zentralen Bushaltestelle neben dem Parkhaus Almirante Reis in die Linie 81 der Horários do Funchal ein und kommst nach einer interessanten Fahrt mitten im Ort an.

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Über die Autorin

Seit 2011 habe ich das Privileg, Madeira mein Zuhause zu nennen. Im Laufe der Jahre habe ich die atemberaubenden Landschaften dieser Insel erkundet, doch selbst nach all der Zeit überrascht mich Madeira immer wieder mit versteckten und mir unbekannten Orten, die darauf warten, entdeckt zu werden.

Das Fahren mit öffentlichen Bussen ist eine ideale Gelegenheit, Madeira aus einer anderen Perspektive zu sehen und mit den Einheimischen in Kontakt zu kommen.