
Caniçal – Madeiras Tor zur Welt!
Caniçal ist ein ehemaliger Fischerort am östlichen Ende Madeiras, dessen Name vom portugiesischen Wort caniço stammt und „Schilf“ oder „Rohr“ bedeutet. Dies ist ein Hinweis darauf, dass sich viele Ortsnamen hier auf die lokale Vegetation oder geographische Besonderheiten beziehen. Der Ort ist nicht nur für seine Fischspezialitäten und den natürlichen Sandstrand bekannt, sondern auch als Tor zur beeindruckenden Ponta de São Lourenço.
Caniçals Geschichte und Entwicklung
Caniçal wird erstmals im September 1489 als kleine Siedlung an der Ostspitze Madeiras erwähnt und ist seit 1561 als eigene Gemeinde geführt. Der historische Mittelpunkt war lange Zeit die neu errichtete Kirche Capela de São Sebastião, die 1594 von Korsaren geplündert wurde. Nach einem Wiederaufbau fiel das Gebäude 1748 einem verheerenden Erdbeben zum Opfer.
Ab dem 18. Jahrhundert verlagerte sich die Besiedlung nach Westen. Wegen der anhaltenden Piratenangriffe wurde in den 1750er Jahren ein Hafen mit Militäranlagen errichtet.
Ab 1870 sorgte der Leuchtturm Farol da Ponta de São Lourenço für die sichere Schifffahrt entlang der gefährlichen Felsenküste. Diese Maßnahme war nach dem Untergang des Schiffes Forerunner im Oktober 1854 unumgänglich.
Der erste wirtschaftliche Aufschwung kam 1942, als das Walfangunternehmen ‚Empresa Baleeira do Arquipélago da Madeira‘ hier seine Basis fand. Der Bau eines Straßentunnels in den 1960er Jahren beendete die relative Isolation der Gemeinde, und 1994 wurde Caniçal zur Vila (Kleinstadt) erhoben.
Wirtschaftliche Bedeutung
Die wirtschaftliche Entwicklung Caniçals wurde durch den Containerhafen und die Freihandelszone maßgeblich geprägt. Diese von der EU genehmigte Niedrigsteuerzone soll – wenn auch mit einigen Auflagen – den Standortnachteil Madeiras in Europa ausgleichen. Hier haben sich Unternehmen angesiedelt, die unter anderem Kosmetik aus Aloe Vera (Alvedama) oder Nahrungsmittel wie Teigwaren und Gebäck (Insular) herstellen.
Ebenso sind innovative Unternehmen aus der Biotechnologie (madebiotech.com) und der Kommunikationstechnik (Eutelsat, einer der weltweit größten Satellitenbetreiber) hier vertreten. Auch kleinere Windparks tragen zur Deckung des Strombedarfs in dieser Zone bei.

Caniçals Traditionen
Caniçal besitzt auch eine ausgeprägte religiöse Tradition. An jedem dritten Septemberwochenende findet das große Fest zu Ehren der „Nossa Senhora da Piedade“ (Unserer Lieben Frau der Barmherzigkeit) statt. Die Hauptattraktion dieses Festes ist die beeindruckende Prozession, die weit hinaus aufs offene Meer führt. Die Kapelle Nossa Senhora da Piedade, die auf dem Pico da Piedade (auch Monte Gordo genannt) liegt, wurde vermutlich im 16. Jahrhundert erbaut. Der Legende nach entstand sie aus dem Versprechen von Seeleuten, die nach einem Schiffbruch in Küstennähe überlebten und sich vornahmen, eine Kapelle mit Blick aufs Meer zu errichten. Bis heute führt eine jährliche Prozession die Gläubigen den Hügel hinauf zur Kapelle, von wo aus das heilige Bild in prächtig geschmückten Fischerbooten zum Strand und anschließend wieder zurück transportiert wird. Hier zwei Videos, die das Spektakel anschaulich machen:
Walfang in Caniçal
Bis 1981 war Caniçal ein bedeutender Walfängerort. Im „Museu da Baleia“ (Walmuseum) kannst Du Exponate aus dieser bewegten Zeit besichtigen. Multimedia-Präsentationen und lebensgroße Installationen von Walen und Delfinen machen den Besuch zu einem eindrucksvollen Erlebnis. Neben der Geschichte des Walfangs wird hier auch die Lebensweise der Meeresriesen in ihrer natürlichen Umgebung anschaulich dargestellt. Interessanterweise wurden für den Film „Moby Dick“ (1956) einige Szenen hier gedreht – ein Seeabenteuer vor der dramatischen Kulisse Madeiras.
Caniçals Strände und Badeerlebnisse
Caniçal verfügt über drei bekannte Badestrände, die unterschiedliche Facetten bieten. Im westlichen Bereich liegt der Kiesstrand „Praia da Ribeira de Natal“, der schon mehrfach für sein kristallklares Wasser ausgezeichnet wurde. Zentral befindet sich der „Praia do Calhau“, ein ebenfalls kiesiger Strand, der an den Complexo Balnear angrenzt. I
Etwas weiter im Osten, in Richtung Ponta de São Lourenço, lädt der kleine, aber feine „Prainha“ zu einem unvergesslichen Badeerlebnis ein.
Strandbad im Ort (Complexo Balnear):
Am Steinstrand liegen noch einige der traditionellen Fischerboote. Hier wurde ein moderner Badekomplex mit zwei Becken gebaut, der einen weitläufigen Panoramablick über das Meer bietet. Zwei Treppen ermöglichen den direkten Zugang zum Ozean, während Umkleideräume, Liegestühle und Sonnenschirme für Komfort sorgen. Auf der Terrasse der Strandbar kannst Du anschließend einen erfrischenden Drink genießen und die Seele baumeln lassen.
Badebucht Prainha
In Richtung der Ostspitze liegt die beliebte Badebucht Prainha mit einem Strand aus feinem dunklen Sand aus Vulkangestein. Hier kannst Du einen entspannten Tag erleben und von der Strandbar aus den anderen Gästen beim Schwimmen zusehen.
In unmittelbarer Nähe findest Du auch das Naturwunder der Piedade-Dünen, die „Dunas da Piedade“, ein geologisches Erbe Portugals. Es sind Felsen-Fossilien aus Muscheln, Kalkalgen und Seeigel-Nadeln, die nicht nur für Geologen interessant sind.
Vom Parkplatz an der Straße zur Ponta de São Lourenço sind es ca. 300 Meter bergab bis zum Ozean. Die kleine Badebucht liegt gut geschützt unterhalb des Aussichtspunktes Miradouro da Prainha und verfügt über alle Annehmlichkeiten für einen Strandtag.
Ostspitze Ponta de São Lourenço
Caniçal ist der ideale Ausgangspunkt für Wanderungen zur Ponta de São Lourenço, der östlichen Spitze Madeiras. Diese Halbinsel besticht durch ihre einmalige Tier- und Pflanzenwelt sowie atemberaubende Aussichtspunkte. Auf dem beliebten Wanderweg gelangst Du fast bis zur äußersten Spitze der Insel, wo sich das Zusammenspiel von Naturgewalt und Stille in beeindruckenden Kontrasten zeigt.

Fazit
Caniçal zeigt eindrucksvoll, wie eng Geschichte, Natur und Moderne auf Madeira miteinander verwoben sind. Der Ort vereint den Charme eines ehemaligen Fischerhafens mit dem dynamischen Puls einer wirtschaftlich bedeutenden Freihandelszone. Tradition und Innovation finden hier gleichermaßen Platz, was Caniçal zu einem facettenreichen Reiseziel macht. Die faszinierende Küstenlandschaft, die Geschichte des Walfangs sowie die kulturellen Feste verleihen dem Ort einen ganz besonderen Charakter. Ob bei einem entspannten Tag am Strand, einer Wanderung entlang der atemberaubenden Küste oder beim Eintauchen in die lokale Geschichte – Caniçal ist ein Ort, der jeden Besucher mit seiner authentischen Atmosphäre in den Bann zieht. Die Mischung aus Tradition und Fortschritt macht Caniçal zu einem interessanten Juwel Madeiras.
Caniçal ist ab Funchal mit dem Bus erreichbar.
Du steigst an der Avenida do Mar in die Linie 113 von CAM ein und kommst nach einer interessanten Fahrt mitten im Ort an.
Häufig fährt die 113 auch weiter bis Baía D’Abra (Startpunkt der Wanderung Ponta de São Lourenço)
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1 Comment
Wie immer perfekt beschrieben, da kann man sich nur freuen, mit so einem Reiseführer unterwegs zu sein. Alleine nur zu lesen macht schon so viel Spaß, man bekommt einen totalen Überblick über die Insel Madeira.
Vielen Dank an die Autorin.